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Meilensteine aus der Geschichte der Aleviten
622 Flucht des
Propheten Mohammed ( geb. 570 in Mekka ) nach Medina. Dieser Zeitpunkt ist das Zeitpunkt ist das offiziel anerkannte Datum für die "Gründung " des Islams und gleichzeitig Beginn der islamischen Zeitrechnung.
656 - 661 Kalifat Alis Ali ist ein Vetter des Prophetenund und mit dessen Tochter Fatima verheiratet.Nach seiner Ermordung im Jahr661 Vollzieht sich die Spaltung des islamischen Glaubenssytem in ein
schiitisches und ein sunnitisches und ein sunnitisches Bekenntnis.Die Aleviten verstehen sich sich als Anhänger Alis´, die die drei sogenannten "rechtgeleiteten" Kalifen vor ihm nicht anerkennen und nur ihm
den rechtmäsigen Nachfolger des Propheten Mohammed sehen.
661 Die Umaiyadan übernehmen nach dem Tod Ali`s und Dritter in der Reihe der zwölf imame, stirbt bei Kerbela ( im heutigen Irak).Dieses Ereignis hat sich
wie kaum ein anderes in das alevitische Bewusstsein eingegraben, ist hier doch ein Nachfahre Alis und des Propheten zugleich zu Tode gekommen, der gegen die Feinde der Lehre seiner Väter Zu Felde gezogen war. Dem
Martyrium Hüseyins wird in den alevitischen Gottesdiensten, den "Cem" , Rechnung getragen.
922 Der Mystiker Halladsch-i Mansur wird in Bagdad hingerichtet.Sein Ausspruch "Ene `I Hak - zu Deutsch
etwa "Ich bin die absulute Wahrheit" wurde ihm zum Verhängnis, da erals "Ich bin Gott" gedeutet wurde, zählt doch hakk (arabisch u.a." Wahrheit") zu den zahlreichen Namen Gottes.Was für
Mansurs Gegner Grund zu Hinrichtung wegen Blashemie war,ist für die Aleviten das Resultat eines Prozesses,den der wahre Gläubige durchlaufen muss,um durch eine unio mystica zur "absuluten Wahrheit" zu
gelangen.Somit ist dieser Ausspruch keineswegs anmaßend oder gar gotteslästerlich.Welche Bedeutung die Aleviten Halladsch-i Mansur und seiner Lehre beimessen,ist daran zu erkennen,dass innerhalb des "Cem das
sogenannte "Dar -i Mansur" eingerichtet ist - eine,wenn man so will,rechtsprechende Instanz.Hier müssen Gläubige,die sich etwas haben zu Schulden kommen lassen,in gebeugter Haltung Rechenschaft vor
versammelter Gemeinde ablegen und eine angemessene Strafe entgegennehmen.
1037 Der Berühmte Philosoph Avicenna (ibni Sina,geb. 980) stirbt in Hamadan.Avicennea stammte wie Hadschi Bektaschi-Veli aus Chorosan.Er
gehörte zu den typischen jener islamischen-sufistischen Philosophie,die das klassische griechische Denken im Lichte der späteren hellenistischen Umarbeitungen gedeutet hat.Das Denken Avicennas war für die Gefolgsleute
des heiligen Augustins,die im Neuplatonismus die Grundlage für eine neue christliche Philosophie. 1071 Der seldschukische Sultan Alparslan besiegt beim heutigen Mantzikert den byzantinischen Kaiser
Diogenes Romanos IV.Dies öffnet die byzantinischen Grenzen für turkmenische Stämme,die nun aus der nordiranischen Provinz Chorasan nach Anatolie Strömen und alevitischen Gedankengut mitbringen.
1240 Revolte des
Volkpredigers Baba ishak in Anatolien. Dieser Aufstand ist - mit einer Reihe weiterer - für das alevitische Selbstverständnis von Bedeutung,da er sich gegen die Staatliche Obrigkeit richtet und die politischen und
sozialen Mißstände anprangert,wurde der alevitische Glaube doch zu keiner Zeit von staatlich autorisierten Stellen anerkannt.
1252 Schach Sayfiyettin (Safi ad-Din) kommt auf die Welt.Er gründete den
Ardabil-Derwischorden (Südufer des Kaspischen Meeres) der über Jahrhunderte hinweg großen Einflusses auf die anatolischen Aleviten ausübte.
1281 Sari Saltuk wird von Hadschi Bektasch-i Veli beauftragt,das
Alevitentum nach Europa zu tragen,worauf dieser dann in den Balkan geht.Heute leben viele Bektaschiten in den Balkanländern.
1301 Barak Baba stirbt.
1320/21 Yunus Emre,einer der größten Türkischen
Dichter stirbt.Zentrales Thema seiner Gedichte ist die sufische Philosophie,die die auf den Neuplatonismus zurückgeht.Nachdem er - wie er in seinen Gedichten angibt - "40 Jahre lang" im Dienst eines Mystikers
namens Tapduk Emre gestanden hat,wird er von seinem Dienst entbunden und führt fortan das Leben eines Derwisches.Yunus Emre zählt zu den Sieben Heiligen Dichtern der Aleviten.
1343 Hadschi Bektasch Veli stirbt.
Er ist der geistige Führer und Heiliger der Aleviten.In dem nach ihm benannten Orden,in dessen Räumlichkeiten heute ein Museum eingerichtet ist,welches jedoch noch immer als Wahlfahtstätte fungiert,finden im August
eines jeden Jahres Feierlichkeiten zu seinen Ehren statt. 1397 Kaygusuz Abdal, ein Anhänger der bektaschitischen Lehre, zieht nach seinem Dienst bei seinem Meister Abdal Musa nach Ägypten,um dort ein Kloster zu
gründen,welches in kurzer Zeit zur Heimstätte von notleiden und kranken Menschen wird.
1398 Tod des Begründers der Hurufi-Lehre Fazullah Asterabidis. Die Angänger dieser Lehre sehen in den einzelnen Buchstaben
des arabischen Alphabets (huruf ist der Plural des arabischen Wortes harf "Buchstabe") - und auch in den menschlichen Gesichtszügen - eine mystische Bedeutung verborgen,die es zu Entdecken gilt.Die Ideen
Fazullahs wurden als ketzerisch angesehen und führten zu seiner Hinrichtung.Seine Lehre jedoch hat einen nachteiligen Eindruck bei einigen türkischen Dichtern hinterlassen.Fazullahs Asterabadi hinterlässt ein
berühmtes Werk,die "Cavidanname".
1417 Seyid Nesimi,enger Vertraute von Fazullahs Hurufi und bekanntesten Huruf-Dichter,wird in Aleppo (Syrien) zu Tode geschunden,da seine sufischen Ansichten den
Regeln der Scharia widersprechen.Seyid Nesimi trug mit seinen Gedichten,die er in Aserbaidschanisch-Türkisch verfasste,in erheblichem Maße zur Verbreitung des hurufitischen Glaubens bei.Er gehört zu den Sieben Heiligen
Dichtern be den Aleviten.
1420 Bewegung des ScheichBedrettin. Gegen die Unterdrückung duch den offiziele Staats-Sunnismus und die Ausbetung durch die Grundheern finden sich Mitglieder Verschiedenster Sufi -
Bruderschaften sowie Bauern aus allen Teilen der damaligen Gesellschaft,die im Gebiet der heutigen Provinzhauptstadt Aydin und Umgebung lebten, unter der Führung Scheich - Bedreddins,eines ehemaligen orthodoxen
Theologen,zusammen und erheben sich gegen die Osmanen. Die phantheistische Beredskamkeit Scheich - Bedrettis, beseelt die Massen. Börklüce Mustafa und Torlak Kemal,enge Vertraute Bedrettins,schließen sich ihm an.Eine
ihrer Hauptforderungen ist die Entführung von Gemeineigentum,um der immer größer werdenden Armut Herr zu werden. Die Aufständischen werden Von der vereinten rumelisch - anatolischen Herresmacht der Osmanen bei Karaburun
besiegt. Ihre Anführer werden nacheinander gefangengenommen und schließlich hingerichtet. 1428 Balim Sultan wird geboren. Er organisiert durch eine "Erkanname" (Schrift zu ordensinternen Angelegenheiten)
das Bektaschitentum neu. 1495 Fuzuli,einer der Sieben Heiligen Dichter bei den Aleviten wird in Hille geboren. 1499 Sultan Beyazit II. tritt im Einvernehmen mit Balim Sultan,dem Nachfolger Hadschi Bektaschi - i
Velis als Ordensvorsteher,zum Bektaschitentum über. 1501 Der erst 14 - jährige Safavide Schach Ismail wird zum Schah von Persien gekrönt.Schon am Vorabend der Thronbesteigung lässt er das zwölferschitische
Glaubensbekenntnis als Staatsreligion ausrufen.Ismail wird von den Aleviten u.a. als grosser Dichter verehrt,der unter dem Pseudonym Hatayi in aserbaidschan - türkischer Sprache dichtete.
1511 Beginn des Aufstandes von Schach Kulu. 1514 Schlacht zwischen Osmanen und Safayiden bei Tschaldiran:Schah Ismail zieht sich geschlagen zurück.
1519 Yemini schreibt die berühmte "Faziletname".
1527 Hinrichtung von Kalender Tschelebi.
1560 Der Dichter Pir Sultan Abdal wird auf Befehl von Hizir Pasa, des damaligen Statthalters von Sivas, hingerichtet.Durch seine Gedichte,die er in der Sprache
des (einfachen) Volkes verfasste, genießt Pir Sultan Abdal,der ebenfalls zu den Sieben Heiligen Dichtern zählt,heute noch großes Ansehen bei den Aleviten. 1772 Dichter Dertli wird geboren.
1807 Dichter Seyrani wird geboren.
1826 Auflösung des Janitscharen - Korps.Damit einher geh auch die Bekämpfung des Bektaschi - Ordens.
1826 Hamdullah Tschelebi,Nachfahre Hadschi Bektasch - i Velis und
Ordensvorsteher,wird ins Exil nach Amasya verbrannt.Anschließend erfolgt die Beförderung des Nakschibandi - Scheichs in das Haus des Pir,des Vorstehers der bektaschitischen Anhängerschaft.
1893 Der alevitische
Dichter und Sänger Asik Veysel wird in Sivas geboren.Trotz Erblindung seit seinem 7.Lebensjahr hat Asik Veysel die Gott und Natur hervorragend beschrieben.Er stirbt im Jahr 1973 und hinterlässt zahlreiche Gedichte und
Lieder, die in der Türkei Anerkennung breitester Kreise gefunden haben.
1919 Atatürk besucht das Haus des Pir.
1924 Aufhebung des Kalifats und Einrichtung des Amtes für religiöse Angelegenheiten. Die
Aleviten werden von dieser Institution nicht berücksichtigt.
1925 Schließung von religiösen Klöstern. Als Folge setzen die Aktivitäten des Bektaschi - Ordens aus
1928 Der Gebetsruf vom Minarett durch den Muezzin wird auf türkisch abgehalten.
1950 Aufhebung des Verbots,den Gebetsruf auf arabisch zu halten.
1953 Gründung des ersten Bektaschi - Klosters in den USA.
1956 Halil Öztoprak veröffentlich sein Buch Mit dem Titel "Der verborgene Sinn des Koran und die Wahrheit in der Geschichte" das heftige Diskussionen in der Türkei auslöste.
1957 Buyruk wird im türkische Alphabet gedruckt.
1960 Der verfassungsgebende Rat nimmt seine Arbeiten auf,um die Verfassung von 1923 neu zu fassen.Alevitische Studenten stellen die Forderung auf,dass auch die
Aleviten durch das "Präsidium für religiöse Angelegenheiten" vertreten werden. 1963 Gründung des Hadschi Bektasch - i Veli Vereins.Im großen Kino von Ankara wird zum ersten Mal ein für alle offener Cem
abgehalten. 1964 Das Kloster von Hadschi - Bektaschi - Veli wird als Museum eröffnet. 1967 Gründung der Einheitspartei der Türkei.Diese Partei gilt als die Partei der Aleviten. 1968 Die Einheitspartei entsendet
nach den Parlamentwahlen acht Abgeordnete in die Große Türkische Nationalversammlung.
1971 Die Einheitspartei beginnt allmählich zu zerbröckeln und wird in der Folgezeit aufgelöst.
1976 Ausschreitungen
gegen die alevitische Bevölkerung in Malatya,die noch von weiteren Jahren 1978 (Kahrmanmaras),1979 (Sivas) und 1980 Corum gefolgt werden sollen. 1993 Beim Massaker von Sivas sterben 37 Menschen.
1995
Ausschreitungen gegen die alevitische Bevölkerung im Istanbuler Vorort Gaziosmanpasa. |
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